Die Inzidenz im Landkreis hat die letzten Tage einen ordentlichen Sprung nach unten hingelegt und ist gestern bei unter 50 angekommen. Das ist der niedrigste Wert seit Anfang Februar. Schrieb ich nicht neulich noch, dass sich da gar nichts mehr bewegen würde? Tja, anscheinend doch.
Gestern waren es dann also 48, auch wenn die Fallzahl immer noch bei 225 steht, was nicht gerade wenig ist, auch wenn wir schon fast doppelt so hoch waren. Außerdem ist Toter Nummer 110 hinzugekommen.
Gleichzeitig war Donnerstag Himmelfahrt. Dem Vernehmen nach wurde sich einigermaßen an alle Apelle gehalten. Beziehungsweise hat man sich halt dort getroffen, wo keiner guckt. Aber auch das geht ja halbwegs verantwortungsvoll, zum Beispiel draußen und mit Abstand und so weiter. Zwar idiotischerweise auch nicht erlaubt aber das wird sicherlich trotzdem vorgekommen sein, was solls. Größere Ansammlungen sind mir im Dorf aber nirgends begegnet.
Ein Bekannter von mir war in Quarantäne und hatte sich in einer ansonsten aktuell leerstehenden Wohnung von seiner Familie separiert. Dem wurde aus 20 Metern Entfernung den ganzen Tag über von diversen Leuten zugeprostet. Auf ne Art war es schon ein denkwürdiges Himmelfahrt. Aber auch okay, das Wetter war sowieso nicht so, wie man sich das an sich wünscht und damit kam man in diesem Jahr deutlich besser mit den Beschränkungen klar, als noch im letzten Jahr, als wir uns alle den ganzen Tag jeweils alleine zuhause das geile Wetter angeguckt hatten.
Aus der Rubrik Sachen, die ich nicht verstehe noch folgende Beobachtung: Der Landkreis hatte ja vor etwa einem Monat Maskenpflicht hier im Dorf verhängt, nämlich im Bereich des Fähranlegers. Angesichts der gesunkenen Inzidenz wurde die nun aufgehoben. Soweit, so nachvollziehbar. Aber dass die ausgerechnet am Himmelfahrtstag aufgehoben worden ist, verwundert dann doch. Hat aber wohl auch nicht zu Aufläufen dort geführt, dennoch seltsame Idee.
Ansonsten wird dieses Wochenende bei mir von Bier geprägt. Gestern Abend hatte ich ein feines Online-Tasting mit De Lütte aus Salzhausen, das hat Spaß gemacht. Bin nur mit dem Trinken nicht ganz hinterher gekommen. Aber da war ich nicht der einzige, denn wenn wir alle innerhalb von einer Stunde sechs Biere komplett getrunken hätten, von denen eins bisschen mehr als 7% und zwei andere noch mal deutlich mehr Alkohol hatten, wäre das vielleicht auch etwas doll geworden. Und wir hätten ab der Hälfte auch nicht mehr viel geschmeckt… und so habe ich die Biere meist nur zum Probieren mit ganz kleinen Schlücken eingegossen und die Flaschen wieder verschlossen. Ich denke, da werde ich mich dann heute Abend dran vergehen und notfalls den Rest morgen trinken. Zulange möchte ich die jetzt nicht warten lassen – dazu sind die Biere auch wirklich etwas zu geil.
20 Euro hat das Ganze gekostet, das ist fair. Zwei Stunden waren wir dabei und wie gesagt: da waren einige sehr feine Biere bei. Und ein Cider, mit dem unser Braumeister aber wohl noch etwas üben muss, findet er jedenfalls selbst. Cider habe ich ja auch schon selbst gemacht und meiner war besser, fand ich. Aber ich glaube, ich hab einfach mehr Birkenzucker reingehauen als er, weil er was möglichst natürliches hinkriegen wollte. Es heißt wohl, dass man so einen Cider lieber ein paar Monate stehen lassen sollte, bis sie wirklich lecker sind. Ein paar Flaschen habe ich ja selber noch auf Halde, mal gucken. Ich fand meinen Cider schon okay aber auch nichts, was ich dauernd trinken müsste. Bier ist schon interessanter in jeder Hinsicht – auch und gerade geschmacklich.
Und deswegen braue ich heute auch noch mal wieder selbst. Ich habe seit vorletztem Jahr noch Malzextrakt liegen gehabt. Das hält sich ja – aber ich wollte es jetzt einfach mal verbrauchen. Weizenmalzextrakt. Es wird denn auch ein Weizenbier – aber mit Haferflocken und etwas Milchzucker, um es interessanter zu machen. Jetzt habe ich wirklich über ein Jahr nicht mehr mit Malzextrakt gebraut, recht ungewohnt. Ich werde dahin auch nicht großartig zurückkehren, schätze ich. Vielleicht mal als einzelne Zutat, wenn es nicht anders geht. Aber abgesehen davon, dass Malzextrakte auch recht teuer sind, finde ich die Maischerei mittlerweile auch irgendwie cool, weil man auf die Art dem Bier wirklich beim Entstehen von Anfang bis Ende zugucken kann.
Damit werde ich also den heutigen Samstag verbringen. Parallel verfolge ich den Onlineparteitag der FDP, wo das Programm beraten wird. Das heißt: Bisher – und es ist jetzt schon 12:30 Uhr – waren das nur Vorgeplänkel und Formalitäten und Satzungsgedöns. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel Zeit für so einen Quatsch draufgehen muss, obwohl es doch vor allem um Inhalte gehen sollte. Es ist auch schon der zweite Tag, gestern fanden vor allem Vorstandswahlen statt. Die sind in Wahljahren natürlich in der Regel eher langweilig, keiner hat Bock auf unnötige Querelen. Insgesamt eher öde Veranstaltung, wenn auch mit hübschen Setdesign. Und einem emotionalen Highlight gestern, als mit dem unlängst verstorbenem Hasso Ernst Neven ein FDP-Urgestein aus meinem Landkreisdurch Wolfgang Kubicki namentlich erwähnt wurde bei der Totenandacht.
Meine FDP-Bubble in den sozialen Medien sehnt sich offenbar zu einem Präsenzparteitag zurück. Ich kann das so halb nachvollziehen aber so halb auch nicht. Klar, das ist schon was anderes als so. Aber mal kurz so ein Parteitagswochenende in Berlin kostet auch soviel wie ein Kurzurlaub – das muss es einem echt erstmal wert sein. Die Onlinevariante ist so aufgemacht, dass vor Ort Vorstand und Parteitagspräsidium sitzen. Aus meiner Perspektive, der ich ja die letzten Jahre auch nie vor Ort gewesen bin, sieht es gar nicht so viel anders aus, als sonst. Außer, dass natürlich der Applaus nur von ein, zwei Dutzend Leuten kommt. Das gibt dem stimmungsmäßig einen etwas eigenartigen Touch aber ansonsten sehe ich gar nicht, warum das soviel schlechter sein soll.
Ironischerweise ist es wohl aber auch nicht grade billiger, weil man die Tools recht teuer einkaufen muss, weil man die Location trotzdem mieten muss, weil Sponsoren, die ansonsten eine ganze Messehalle belegen, natürlich auch fehlen.
Was den Leuten aber wirklich fehlt, denen Präsenzparteitage fehlen, sind natürlich die persönlichen Begegnungen. Das kann ich auch verstehen.
Aber ich denke, dass es ab dem kommenden Jahr dann auch wieder Präsenzparteitage geben wird. Wünschenswert wäre ja, dass auf Dauer hybrid getagt wird, damit da nicht jeder immer wieder hin muss. Das gilt für alle möglichen Veranstaltungen. Mal sehen, was von Corona in dieser Hinsicht bleibt.
So. Ich muss jetzt mein Bier läutern.